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Exkursion nach Goslar ins Mönchehaus-Museum am 29. März 2019

Zu Gast bei neuen Meistern

Ein Besuch bei nahezu allen Berühmtheiten der Gegenwartskunst in zwei Stunden – unmöglich! Und es geht doch: Im Mönchehaus-Museum in Goslar im Rahmen der Jubiläumsschau mit Werken der Kaiserring Preisträger. Dieser – ein übrigens sehr schön gestaltetes tragbares Schmuckstück, das jeder Träger in seinen individuellen Maßen erhält, ein Aquamarin mit dem Siegel Heinrichs IV. (der mit dem sprichwörtlichen Gang nach Canossa), sein Vater hat Goslar gegründet - wird alljährlich feierlich dort in der Kaiserpfalz verliehen, dazu kommt jeweils eine beachtenswerte Ausstellung des Preisträgers, ein Kunst-Stipendium und ein ausführliches Rahmenprogramm.

Es begann mit Henry Moore, damit und Dank eines großzügigen Mäzens und einer hochkarätigen Jury aus renommierten Museums-und Kunstfachleuten und den Stadtvätern, kam Jahr für Jahr moderne Kunst in diese mittelalterliche Stadt mit ihrem homogenen Stadtgefüge, wie die engagierte Leiterin des Museums, Bettina Ruhrberg den Mitgliedern des Freundeskreises und einem Dutzend Kunstvereinsmitgliedern erläuterte. Und Ihnen vom tiefen Keller (Schutzraum von Uecker sowie Anselm Kiefers eigens für den Ring 1990 geschaffene mystische Rauminstallation „Johannis Nacht“) bis ganz oben engagiert und kenntnisreich die Preisträger nicht nur anhand ihrer Werke vorstellte.

„Eine Hall of Fame“ der modernen Kunst sei Dank Ankäufen und Leihgaben so in dem vor fünf Jahren grundsanierten Museum entstanden. Und das obgleich diese Ehrengabe für aktuelle bildende Kunst ohne Dotierung ist und die Künstler nicht – wie Gerüchte besagen – ein Werk dafür beisteuern. Wenngleich, vor allem in den Anfangsjahren, die Ankäufe sich noch günstiger gestalteten als heute und manche Künstler denn auch nur auf Papier vertreten sind. Was der grandiosen Schau mit der tollen Reihe an Künstlern keinen Abbruch tut.

Neben etlichen Werken längst etablierter Namen wie Beuys, Richter, Vasarely, Andreas Gursky, Wolfgang Tillmanns (gestörtes Bild), Olafur Eliason (ein Sonnenkaleidoskop), Name June Paik ( entzückendes Lichtmännlein), Christo, gewohnt verhüllend, Baselitz mit Nachtbild in Rosa und kopfstehenden Rehen, gibt es auch höchst Überraschendes: So David Lynchs abgründig verstörender Bilderzyklus, einem Film-booklet ähnelnd, John Baldessari mit „Bild im Rahmen“. Und höchst pragmatisch: „Wie man ein Engel wird“ von Ilya Kabakov, der dazu auffordert dafür nicht das innere Ich zu ändern sondern äußerst praktikable Ratschläge gibt. Die einzige Absage in all den Jahren von Jean Tinguely (1980) ist so zauberhaft gestaltet, dass dies allein schon den Kaiserring wert wäre. In diesem Jahr wird den Kunstpreis die feministische Konzeptkünstlerin Barbara Kruger erhalten.

Bettina Ruhrberg erläuterte, dass man sich in all den Jahren bei der Auswahl des Kunstpreisträgers nicht am Kunstmarkt orientiert habe, nicht unbedingt nur die großen Namen ausgewählt habe sondern auch vielen inzwischen berühmten Künstlern am Anfang ihrer Karriere diese Auszeichnung verliehen wurde. Wie gut, dass dies dann auch ein Ansporn war, sie alle dann nicht ihre Kunst an den sprichwörtlichen (Günther Ueckers) Nagel gehängt haben sondern weiter gemacht.

Einziger Wermutstropfen bei der nachmittäglichen Fahrt: Für Goslar selbst blieb bei verlockend strahlendem Frühlingswetter leider keine Zeit.

Goslar

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Text: Eva-Maria Dennhardt